Es ist Nacht. Ein paar unbekannte Gestalten machen sich am Kreisbüro der Linken in Rendsburg – Eckernförde in der Schleifmühlenstraße 20 zu schaffen. Sie schmieren faschistische Symbole und Codes an die Scheiben und ans Mauerwerk rund um das Büro. Wenn es nicht ein gezielter Angriff gegen demokratische Grundwerte wäre, könnte man sich als »Die Linke« beinahe auf die Schultern klopfen und sagen: « Alles richtig gemacht!«. Denn so wie es aussieht, ist die Botschaft der Linken angekommen – »Wir sind hier und setzen uns für eine offene und solidarische Gesellschaft ein!«.
Das natürlich ist ein Dorn in den Augen derer, die durch solche oder ähnliche Aktionen einschüchtern wollen. Aber es zeigt auch, »wie real und ernst die Bedrohung durch den gesellschaftlichen Rechtsdruck mittlerweile ist«. erklärte Nadine Schulz, neugewählte Kreissprecherin der Linken Rendsburg-Eckernförde.
»Wir lassen uns dadurch nicht beirren. Unsere Antwort ist eine klare Haltung: Wir stehen für Antifaschismus, für soziale Gerechtigkeit und für eine solidarische Gemeinschaft- heute mehr denn je.« Auch der ehemalige Kreissprecher Mark Hinz betonte in diesem Zusammenhang: »Der Hass kann unsere Wände und Fenster beschmieren, aber er wird niemals unsere Werte und Ziele übermalen!«
Politischer Hintergrund:
Sichtbare politische Räume, wie die neue Geschäftsstelle, werden immer wieder gezielt markiert, um politische Gegnerinnen zu stigmatisieren und einzuschüchtern. Häufig agieren rechte Akteurinnen bewusst anonym, um strafrechtlicher Verfolgung zu entgehen, und verwenden einschlägige Codes oder Symbole, deren Bedeutung nicht sofort für alle erkennbar sind.

Was bedeuten rechte Codes und Nummern?
Viele Symbole und Zahlencodes, die bei rechten Schmierereien genutzt werden, haben eine tiefere, verschlüsselte Bedeutung in der Szene:
So steht 88 zum Beispiel für »Heil Hiltler«.
18 / C18 steht für Adolf Hitler (A = 1. Zahl im Alphabet, H = 8. Zahl im Alphabet), C18 = »Combat 18« (Neonazi-Zelle).
444 bedeutet in dieser Codesprache »Deutschland den Deutschen«.
eine schwarze Sonne, ein esoterisches NS-Symbol ist heute Erkennungszeichen für Rechtsextreme.
Geschichtlicher Kontext:
Zahlencodes wie 88, 18, 14 oder neuere Varianten haben ihren Ursprung meist in der nationalsozialistischen Vergangenheit und dienen der verdeckten Kommunikation unter Rechtsextremen. Historisch entstanden solche Codes unter den Rechten, als offene nationalsozialistische Symbole und Parolen in Deutschland verboten wurden. Die Szene wich auf Zahlen aus, die durch die Position im Alphabet verschlüsselte Botschaften vermitteln.
Neben den klassischen NS-Bezügen werden auch geschichtliche Jahreszahlen verwendet, um auf »Christliche Siege« gegen muslimische Truppen hinzuweisen, so zum Beispiel 1683 (Belagerung Wiens), oder 732 (Schlacht von Tours und Poitiers)
Daneben tauchen weitere Codes auf, die sich auf rassistische Ideologie (14: »14 Words« von David Lane) oder neonazistische Gruppierungen (28: »Blood & Honour«) beziehen.
In unserem Fall handelte es sich um den rechten Code 1161 und steht für »Anti- Antifa« oder genauer »Anti-Antifaschistische Aktion«. Auch hier beziehen sich die Zahlen auf die Buchstaben im Alphabet: 1 = A, 1 = A, 6 = F, 1 = A, also AAFA. Dieser Code wird in der rechtsextremen Szene genutzt, um eine Gegenposition zur antifaschistischen Bewegung (»Antifa«, Code 161) auszudrücken. Häufig taucht 1161 als Schmiererei, Online-Hashtag oder Benutzernamen auf und ist vor allem innerhalb der rechten Szene als Erkennungszeichen verbreitet. Insbesondere in der einschlägigen Propaganda und auf Social-Media-Profilen signalisiert 1161 eine klare Feindlichkeit gegenüber Personen oder Gruppen, die sich antifaschistisch engagieren.
Fazit:
Zahlencodes sind zentrale Elemente der rechten Symbolsprache und dienen stets dem Hintergrund, die eigene Gesinnung entweder offen zu zeigen oder versteckt zu transportieren und sind demnach nie nur irgendwelche harmlosen Schmierereien! (ST)