Schicksalsjahr der imland Klinik Eckernförde

18. April 2022
Demo imland

Es fing mit einem Sanierungsstau in Eckernförde an und dann kam Corona. Damit verschlimmerte sich die Situation der Klinik immer mehr. Der Kreis musste Millionen von Euro hineinstecken, um die Insolvenz abzuwenden. Die ersten Gerüchte über eine Schließung des Standortes in Eckernförde machten die Runde. Und im Hauptausschuss fingen die ersten sehr langen Sitzungen statt.

Während in den ersten Konzepten zur Finanzierung der Klinik noch davon die Rede war, dass man den Standort Eckernförde mit dem bestehenden Angebot erhalten kann, gab es schon die ersten Bedenken daran, als die Versorgungsanalyse im November 2012 vorgestellt wurde. Nach dem Jahreswechsel wurde uns dann im Hauptausschuss von der Geschäftsführung der imland Klinik ein ganz neues Konzept vorgestellt, dass eine massive Umstrukturierung beinhaltet hat. Alle Operationen sollten nun nach Rendsburg gehen, genau wie die meisten anderen Abteilungen, darunter auch die Geburtshilfe.

Seit 2021 kämpfen die Menschen in Eckernförde und Umland für ihre Geburtenstation. Zehn Jahre und ein Virus später scheint alles verloren zu sein. Auch die Notfallambulanz mit einer 24-7 Besetzung soll eingestellt werden. In Eckernförde soll die Geriatrie ausgebaut werden und eine große Psychiatrie soll entstehen. Davon erhofft man sich die meisten Gewinne. Denn darum geht es – Gewinne. Krankenhäuser müssen Profit machen und Geburten verursachen nur wirtschaftliche Kosten. Es geht nicht darum, dass eine ortsnahe Gesundheitsversorgung ein Gewinn für die Menschen bedeutet.

Die Bürgerinnen und Bürger wollten das nicht einfach so hinnehmen und zeigten, dass sie mit diesem Szenario 5 nicht einverstanden sind. Noch kurz vor der Kreistagssitzung gingen 3.000 Menschen für ihre Klinik, so wie sie ist, auf die Straße. Hebammen, Ärzte und sogar Mitarbeiter der Klinik demonstrierten zusammen.

Doch dann kam am 14. Februar die Entscheidung im Kreistag. Trotz Corona und den Einschränkungen waren zahlreiche Betroffene vor Ort und fast 1000 Menschen sahen der Sitzung online zu. Doch sie alle wurden enttäuscht, als die Mehrheit der Abgeordneten im Kreistag sich für Szenario 5 und damit auch gegen die Geburtshilfe entschieden.

DIE LINKE hat zusammen mit der SPD geschlossen dagegen gestimmt. Noch am gleichen Tag kündigte die Bürgerinitiative ein Bürgerbegehren an, weil sich viele Bürgerinnen und Bürger nicht mit dieser Entscheidung abfinden möchten. Die politischen Akteure und die Geschäftsführung der imland Klinik warnen nun vor diesem Bürgerbegehren. Sie sagen, dass es Stillstand bedeuten und dass dadurch noch mehr Personal gehen würde. Aber die Klinik blutet auch aus, weil viele Beschäftigte in Eckernförde den Weg nicht mitgehen wollen, den das Szenario 5 vorgibt.

Die Bürgerinitiative kämpft dafür, dass auch in Zukunft Kinder in Eckernförde geboren werden können und das in einer einmaligen Atmosphäre mit einer Hebamme, die sich allein um eine Frau kümmern kann. Das gehört zur Demokratie dazu.

Die Politik hat es verpasst, mit allen Beteiligten vor der finalen Entscheidung zu sprechen. Im Mittelpunkt dieser Abstimmung stand nur die Entscheidung, ob man den Standort ganz schließt oder schmerzhafte Teilschließungen in Kauf nimmt. Über Alternativen, die es vorher gab, wurde nicht mehr gesprochen. Aber bei dieser Entscheidung hätte es darum gehen müssen, was Politik zu tun bereit ist, damit im Kreis eine Gesundheitsversorgung für alle gewährleistetet ist. Dazu gehört für uns auf jeden Fall auch eine ortsnahe Grund- und Regelversorgung mit einem Krankenhaus, wie man es kennt. Damit ist keine Fachklinik gemeint, die nur Profit machen soll.

Vielleicht schließen wir damit auch einen wichtigen Baustein der Notfallversorgung im Falle einer Katastrophenlage. Wir wissen nicht, ob in Zukunft eine Notaufnahme und OP-Säle existenziell wichtig werden. Die Schließung wichtiger Abteilungen in Eckernförde ist damit nicht wirklich zukunftsorientiert.

Wir werden das Bürgerbegehren, wenn es kommt, tatkräftig unterstützen. (AH)