Wusstet Ihr das?

Quelle: unsplash.com@niamoh.de Gut gemeint: Ein Blumenstrauß zum Muttertag
Gut gemeint: Ein Blumenstrauß zum Muttertag

Am 11. Mai war es mal wieder soweit. Der alljährliche Muttertag. Artig besuchen die Kinder ihre Mütter und überraschen, (wer ahnt es?) diese mit einem »Alles Gute zum Muttertag!«. Dazu gibt es dann noch einen Strauß Blumen, wenn es die Kinder ganz besonders gut mit ihren Müttern meinen. Bei manchen tut es aber auch ein Anruf. Schließlich wird alles teurer und die Zeit ist knapp.


Doch woher kommt eigentlich der »Muttertag?«

Er hat seinen Ursprung im frühen 20. Jahrhundert, als er in den USA von Anna Marie Jarvis als Tag zur Ehrung der Mutter und der Mutterschaft initiiert wurde. Jarvis wollte damit die gesellschaftliche Bedeutung und die oft unsichtbare Arbeit von Müttern würdigen.

In Europa und insbesondere in Deutschland wurde der Muttertag jedoch schnell politisch vereinnahmt: Während des Nationalsozialismus wurde es gezielt instrumentalisiert, um das Frauenbild auf die Rolle der Mutter und Gebärerin der »arischen Rasse« zu reduzieren. Kinderreiche Mütter wurden als Heldinnen des Volkes gefeiert, staatlich geehrt und mit dem »Ehrenkreuz der deutschen Mutter« ausgezeichnet – ein Symbol für die ideologische Verknüpfung von Mutterschaft und staatlicher Propaganda.

Aus linker Perspektive steht der Muttertag daher in der Kritik, weil er historisch zur Festschreibung traditioneller Geschlechterrollen beigetragen hat. Die Reduktion der Frau auf ihre Funktion als Mutter ignoriert die Vielfalt weiblicher Lebensentwürfe und verschleiert bestehende gesellschaftliche Benachteiligung. Auch heute noch sind Frauen strukturell benachteiligt. Sie übernehmen den Großteil unbezahlter Care – Arbeit, verdienen im Schnitt16 Prozent weniger als Männer und sind überdurchschnittlich oft in Teilzeit, prekären Beschäftigungsverhältnissen oder im Niedriglohnsektor tätig.

Die Linke fordert deshalb eine gerechtere Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit, bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen in typischen Frauenberufen sowie den Ausbau öffentlicher Betreuungsangebote. Ziel ist die tatsächliche Gleichstellung und die Überwindung kapitalistisch – patriarchaler Strukturen, die Frauen weiterhin benachteiligen.


Vor dem Hintergrund dieser historischen und aktuellen Entwicklung wird der Muttertag aus linker Sicht kritisch betrachtet:
Er lenkt von den realen Problemen ab, indem er symbolisch »Danke« sagt, ohne die Ursachen weiblicher Benachteiligung anzugehen. Statt einmal im Jahr Blumen zu schenken, braucht es gesellschaftliche Veränderungen, die Frauen echte Wahlfreiheit und Gleichberechtigung ermöglichen. (SH)