Eine ganz alltägliche Geschichte

Quelle: pixabay@sarcifilippo Pflege ist oft unbezahlbar
Pflege ist oft unbezahlbar

Frau Elisabeth M. saß am Fenster ihres kleinen Zimmers im Pflegeheim »Sonnenglück“. Es war bereits Abend. Das letzte Tageslicht fiel in schrägen Strahlen auf das weiße Linoleum, die Vögel zwitscherten im Garten, und irgendwo im Flur klapperte der Abendbrotwagen. Elisabeth, einst Lehrerin, war immer sehr stolz auf ihr Leben gewesen. Sie hatte gespart, vorgesorgt, ihr Häuschen abbezahlt, Rücklagen gebildet – für den Lebensabend, für Sicherheit, für Würde.


Doch nun, mit 87 Jahren, war ihr Vermögen fast aufgebraucht. Monat für Monat verschlang das Pflegeheim Unsummen. Zuerst war das Sparkonto geschrumpft, dann hatte sie das Haus verkaufen müssen, das sie mit ihrem verstorbenen Mann gebaut hatte, alles war nach und nach verschwunden, um Rechnungen zu bezahlen, die Pflege zu sichern.

Mit jedem Kontoauszug, den ihre Nichte ihr brachte, wurde Elisabeth stiller. Sie fühlte sich wie eine Last, ein Kostenfaktor. Ihr Leben, so schien es, war auf Zahlen reduziert: Pflegegrad, Eigenanteil, Kontostand. Die Angst, eines Tages mittellos zu sein, nagte an ihr. Was würde dann aus ihr werden?


Elisabeth begann sich zurückzuziehen. Sie verweigerte die Teilnahme an den Singnachmittagen, wollte keine Besuche mehr. Die Welt draußen wurde immer kleiner, ihr Zimmer immer enger. Die Pflegekräfte waren freundlich, aber immer in Eile. Niemand hatte Zeit für ihre Geschichten, für ihre Erinnerungen.

Eines Nachts, als der Regen leise gegen die Scheibe trommelte, weinte Elisabeth leise in ihr Kissen. Sie fühlte sich leer, ausgehöhlt, als hätte das Leben ihr alles genommen – nicht nur das Geld, sondern auch die Hoffnung, die Würde, den Sinn.

Quelle: unsplash.com@ripey__Symbolbild Geld

Am nächsten Morgen fand die Pflegerin sie am Fenster, den Blick ins Grau gerichtet. Elisabeth sprach nicht mehr, aß wenig, lächelte nie. Ihr Vermögen war aufgebraucht, und mit ihm war auch ein Teil von ihr gegangen – der Teil, der geglaubt hatte, dass ein Leben voller Arbeit und Fürsorge am Ende belohnt wird. Im Pflegeheim »Sonnenglück« ging der Alltag weiter. Für Elisabeth war das Licht erloschen.
Solche oder ähnliche Geschichten gibt es bei uns in Deutschland zuhauf. Sie ist kein Einzelfall. Die Kosten für Pflegeheime in Deutschland steigen seit Jahren deutlich an. Nun, im Jahr 2025, beträgt der durchschnittliche Eigenanteil für Bewohner um 2984 Euro monatlich, mit starken regionalen Unterschieden. Pflegebedürftige und ihre Familien müssen trotz gestiegener Zuschüsse der Pflegeversicherung weiterhin einen Großanteil der Kosten selbst tragen. Mit fatalen Folgen, wie man der obenstehenden Geschichte entnehmen konnte. Was macht das mit den Menschen, die dieses Land aufbauten, aus den Trümmern zogen? Aus linker Sicht sind die Eigenanteile sozial ungerecht und führen immer mehr zu Altersarmut!

Deshalb fordern wir als Linke:

  • Abschaffung der Eigenanteile
  • Gemeinnützige Träger statt profitorientierter Anbieter
  • Stärkere staatliche Finanzierung


Dafür kämpfen wir! Damit solche Geschichten, wie die von Elisabeth endlich der Vergangenheit angehören! (ST)